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Verdrängung oder Vorsorge?

Zukunftssicher finanziert ist die gesetzliche Rentenversicherung schon lange nicht mehr. Auch die Vorschläge zur Reform verheißen keine positiven Änderungen. Eine private Altersvorsorge kann aushelfen.

Wolff Seitz 06.09.2021 5 Min Lesezeit

Im Juni dieses Jahres hatte das Bundeswirtschaftsministerium seine Vorschläge für eine Reform der Gesetzlichen Rentenversicherung publiziert. Genauer gesagt war es dessen Wissenschaftlicher Beirat. Vielleicht erinnern Sie sich noch – vielleicht aber haben Sie die Nachricht auch nicht mitbekommen oder aber sogleich verdrängt. Letzteres wäre menschlich. Denn die Nachricht erzeugte zumindest ein Gefühl von Unwohlsein, wenn nicht von starker Unruhe.

Reform der Gesetzlichen Rentenversicherung – für eine sichere Zukunft?

Denn von einer ausgewogenen und zukunftssicheren Finanzierung hat sich die Gesetzliche Rentenversicherung mittlerweile weiter entfernt als der durchschnittliche Deutsche von seinem Idealgewicht.

Vermarktet wird sie als generationenübergreifendes Umlagesystem, in der die laufenden Sozialversicherungsbeiträge der arbeitenden Bevölkerung die monatlichen Auszahlungen an die Rentner finanzieren.

Steigende Lebenserwartung sorgt für Defizite

Man muss kein Genie sein, um zu durchschauen, dass diese Idee nur funktioniert, wenn ich in den Topf auf der einen Seite mindestens so viel hineingebe wie ich auf der anderen Seite herausnehme.

Allerdings hat der Umfang der Auszahlungen in den vergangenen Jahrzehnten stärker zugenommen als die Einzahlungen. Ursächlich hierfür ist unter anderem, dass die Lebenserwartung der Bundesbürger in dieser Zeit deutlich gestiegen ist. Im Ergebnis werden die Renten länger gezahlt und es sind jeweils mehr Rentenempfänger (noch) da, als ursprünglich gedacht.

Das ist für den einzelnen Rentenempfänger eine freudige Botschaft – und ich wünsche jedem, dass sein Leben lang und schön sein möge. Aber es hat zur Folge, dass sich in der Rentenkasse ein Defizit auftut.

Finanzierung auf Pump

Dieses muss man stopfen – entweder durch Kredite, die der Staat aufnimmt (und die kommende Generationen abzahlen müssen), oder durch eine Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge, die die jetzige Arbeitnehmergeneration zusammen mit ihren Arbeitgebern einzahlt. Letzteres hat allerdings zur Folge, dass deren Einkommen bzw. Gewinne sinken – und wird tendenziell dazu führen, dass sich die einen überlegen, dann doch besser gar nicht mehr zu arbeiten, und die anderen, die für sie teurer gewordenen Arbeitnehmer zu entlassen.

Dadurch aber sänken die Einnahmen der Rentenversicherung noch weiter. Insofern hat man sich in den vergangenen Jahren vor allem für die Finanzierung auf Pump entschieden.

Rente ab 70 als Lösung?

Es gäbe noch andere Varianten: Die Höhe des späteren Rentenniveau müsste gesenkt werden oder der Rentenbeginn müsste in Relation zur steigenden Lebenserwartung und dem sich nach hinten schiebenden Lebensende ebenfalls nach hinten verschoben werden. Also Rente mit 70 statt mit 67 oder gar 63. Und in ein paar Jahren dann Rente mit 72 statt mit 70, und so weiter und so fort. Denn schließlich kann niemand erwarten, dass der Einzahlungszeitraum stabil bleibt, der Auszahlungszeitraum aber über die Generationen hinweg immer länger und länger wird.

Leider trauten sich die letzten vier Bundesregierungen nicht, diese unpopuläre Maßnahme umzusetzen – schließlich wollten sie von Rentnern wie Arbeitnehmern wiedergewählt werden. Im Gegenteil: Bereits 2005 eingezogene Stabilisierungsmaßnahmen wurden zurückgenommen. Und deshalb kam das Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium auch gar nicht gut an im politischen Berlin.

In anderen Ländern ist man weiter: Finnland, Dänemark, die Niederlande und Großbritannien, aber selbst Griechenland, Italien, Portugal, die Slowakei und Zypern haben gesetzlich fixiert, dass sie das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung koppeln. Dadurch wird das gesetzliche Rentensystem nachhaltig und damit für unsere und für künftige Generationen bezahlbar bleiben.

Um eine private Vorsorge kommen wir nicht herum

Für uns, die wir nicht wiedergewählt werden wollen, sondern einen Lebensabend nach eigenem Gusto gestalten wollen, kann in Erwartung etwaiger Widrigkeiten die Lösung nur heißen, das private Kapitalpolster auf Wachstum zu trimmen, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Insbesondere Unternehmensbeteiligungen in Form von Aktien(fonds) sind hier ein wichtiger Baustein. Dann haben wir im Alter ein eigenes Sparschwein, mit dem wir ggf. unsere gesetzliche Altersvorsorge aufpolstern können.

Auf dem Bild zu sehen, sind ein Großvater und sein Enkelkind an einer Klimmzugstange.

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Und sollte bis zu unserem Ruhestand die langfristige Finanzierbarkeit der Gesetzlichen Rente nicht von einem mutigen Gesetzgeber auf die nachhaltige Variante umgestellt worden sein, werden uns sicherlich andere Dinge einfallen, für die wir das Geld dann ausgeben können. Unsere Lebenserwartung wird sich bis dahin jedenfalls weiter erhöht haben.

Mit herzlichen Grüßen aus Hamburg
Wolff Seitz

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